Hintergrund
Die Inzidenz des Status epilepticus erlaubt im Rahmen von Public Health eine Abschätzung der notwendigen Ressourcen in Gesundheitssystemen. Weiters ist die Inzidenz Voraussetzung für die Bestimmung des positiven bzw. negativen prädiktiven Werts.
Fragestellung
Gibt es rezente populationsbasierte Studien bei Erwachsenen, die gemäß der Definition und Klassifikation der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) 2015 die Inzidenz bestimmten?
Material und Methode
PubMed-Suche nach Studien, die die ILAE 2015 Definition und Klassifikation verwendeten.
Ergebnisse
Es wurde eine Studie identifiziert, die die ILAE 2015 Kriterien verwendet. Die jährlichen Inzidenzen für den ersten nicht-hypoxischen SE (Status epilepticus) mit prominenten motorischen Phänomenen (SE-PM, davon konvulsivem SE [CSE]) sowie nicht-konvulsivem Status epilepticus (NCSE) betrugen jeweils 36,1 (95 %-CI 26,2–248,5), 24,0 (16,0–34,5) (davon CSE 15,8 [9,4–24,8]) sowie 12,1 (6,8–20) pro 100.000 Erwachsene in Salzburg, Österreich. In einer Subgruppenanalyse zeigte sich, dass die Evolution der Semiologie des Status epilepticus relevant für das Outcome war. Das Vorliegen eines „nichtkonvulsiven“ semiologischen Anteils sowie insbesondere sein Auftreten gegen Ende einer semiologischen Sequenz (Evolution) bedeuteten ein schlechteres Outcome. Über alle semiologischen Unterformen hinweg ergab sich ein besseres Ergebnis für wache Patienten (mit oder ohne qualitativer Bewusstseinsstörung) im Vergleich zu „nicht-wachen“ Patienten (i.e. somnolent, soporös, komatös).
Schussfolgerung
Die Evolution der Semiologie sowie die Wachheit des Patienten können bezüglich Outcome eine Rolle spielen. Die Inzidenz des Status epilepticus muss in der jeweiligen Studie eingehend bezüglich Verzerrungsfaktoren hinterfragt werden.