Halten wir einen Menschen, der in der Woche 20 Stunden Sport treibt, für sportsüchtig? Unsere spontane Antwort („Ja!“) relativieren wir zumeist dann, wenn wir über Profisportler, über Olympiasieger oder Weltmeister nachdenken. Es scheint allerdings nahe liegender, das Etikett „Sucht“ dem Freizeitsportler zu geben, der ohne berufliche Zwänge und Notwendigkeiten ähnliche Belastungen auf sich nimmt, wenngleich bei genauerer Betrachtung auch hier Umstände vorliegen können, die die Abhängigkeit von der Bewegung fraglich erscheinen lassen würden. Wenn beispielsweise der Freizeitsportler jeden Tag mit einer Gruppe gleich gesinnter Hobbyradler drei Stunden in das Hinterland fährt, sich an Land und Leuten erfreut, statt sich vor den Fernseher zu legen, würden wir dieses Verhalten (insbesondere dann, wenn Partner und Kind auch noch mitmachen — welch’ Utopie), wohl nicht als Sucht bezeichnen. Dann jedoch, wenn kein Tag ohne Sport möglich ist, wenn alle anderen Dinge in den Hintergrund geraten und vernachlässigt werden, wenn selbst Familie, Existenz oder Verletzung kein Argument für das Einschränken der Aktivität sind, dann würden wir ernsthaft über eine krankhafte Verhaltensform nachdenken müssen. So zumindest tat es (1970), der zumeist als „Entdecker“ der Sportsucht bezeichnet wird. Er stellte im Rahmen eines Experiments fest, dass bestimmte Sportler selbst mit Geld nicht dazu zu bewegen sind, auf Sport zu verzichten.